Belgier haben nur vage Vorstellungen von ihren Gesundheitsdaten
Hinweis: Diese Mitteilung verweist auf zwei Grafiken, die Sie über das Programm Infogram einfach herunterladen können.
Gesundheitsdaten (z. B. Ergebnisse ärztlicher Untersuchungen, Impfungen, Krankheiten, Behandlungen, Tabak- und Alkoholkonsum) sind für eine bessere eigene Gesundheit und ein leistungsstarkes Gesundheitssystem wichtig. Ihre Nutzung und Verbreitung bringen jedoch auch zahlreiche Fragen mit sich: Wie denken die Bürgerinnen und Bürger darüber? Haben sie das Gefühl, ausreichend informiert zu werden? Mit wem und zu welchem Zweck können sie sich vorstellen, ihre Daten zu teilen?
Zur Beantwortung dieser Fragen hat die König-Baudouin-Stiftung Incidence mit einer Studie zum Wissen und Vertrauen der Belgierinnen und Belgier bezüglich ihrer Gesundheitsdaten beauftragt. Zu diesem Zweck wurde zwischen dem 15. Juni und dem 13. August 2021 eine repräsentative Gruppe von etwa 2.000 Belgierinnen und Belgiern im Alter von 18 bis 75 Jahren telefonisch befragt. Die Studienergebnisse haben vor dem Hintergrund der Covid-19-Krise, die uns unsere Gesundheitsdaten mehr und mehr online einsehen lässt, noch eine zusätzliche Bedeutung.
Der Hausarzt, absolute Anlaufstelle, weit vor Internet
An wen wendet man sich bei Fragen zur Gesundheit? Ganz eindeutig ist der Hausarzt nach wie vor die wichtigste Anlaufstelle (für 74% der Befragten). Dies gilt ganz besonders für die über 65-jährigen. 48% der Belgierinnen und Belgier suchen dann im Internet nach Antworten. Dies trifft vor allem auf junge Erwachsene von 18 bis 34 zu, die sich im Internet gut auskennen und sich hervorragender Gesundheit erfreuen. Bemerkung am Rande: Die Befragten bitten manchmal eine nahestehende Person um Rat, wobei es sich dabei vorzugsweise um eine Person mit medizinischer Ausbildung handelt.
Die Gesundheitsdaten und die elektronische Patientenakte - was ist das?
Die Definition des Begriffs Gesundheitsdaten ist nicht besonders klar, vor allem den Befragten der Region Brüssel Hauptstadt und den älteren Mitmenschen (über 64) nicht. Mehr als jeder vierte Befragte ist nicht in der Lage, ein Beispiel zu nennen, und wenn ihnen etwas einfallt, dann handelt es sich vor allem Gesundheitsprobleme, von denen sie betroffen waren, und deren Behandlung, ihren allgemeinen (körperlichen oder geistigen) Gesundheitszustand oder Daten im Zusammenhang mit Bluttests.
Eine ernüchternde Tatsache: 48% der Belgierinnen und Belgier haben noch nie etwas von der elektronischen Patientenakte gehört (persönliche Patientenakte jedes Bürgers, verfügbar auf Masante.be). Von den Befragten, denen diese Akte ein Begriff ist, wissen 39%, worum es sich tatsächlich handelt. Siehe Grafik 1 Infogram. Bei denjenigen, die mit der elektronischen Patientenakte vertraut sind, handelt es sich oft um digitalaffine Mitmenschen, die zwischen 35 und 64 Jahre alt sind.
Mehr als ein Viertel der belgischen Bevölkerung (26%) hat die persönliche elektronische Patientenakte bereits eingesehen. 24% finden dort die von ihnen gesuchten Informationen. Die Covid-19-Pandemie hat der Nutzung der elektronischen Patientenakte einen deutlichen Schub verschafft: Die Hälfte derjenigen, die die Akte eingesehen haben, taten dies im Rahmen der Gesundheitskrise (z. B. für PCR-Testergebnisse, Impfungen, Genesungsnachweis...).
Vertrauen und Verbreitung der Daten
Über drei Viertel der Belgierinnen und Belgier sind damit einverstanden, ihre Gesundheitsdaten zu teilen, wenn dies auf den medizinischen Bereich beschränkt bleibt. Siehe Grafik 2 Infogram.
89% sind damit einverstanden, sie an eine Gesundheitsfachkraft weiterzugeben, um die Qualität ihrer Versorgung zu verbessern, 76% sind dafür, sie mit Krankenhäusern und wissenschaftlichen Forschungszentren zu teilen, und 74% mit Krankenkassen, um die Kostenerstattung zu berechnen und anzupassen. Allgemein kann man sagen, dass die flämischen Befragten, die digitalaffinen Mitmenschen und diejenigen, die sich guter Gesundheit erfreuen, dieser Frage am offensten begegnen. Gegenüber der Pharmaindustrie und in stärkerem Maße gegenüber Behörden und Versicherungen zeigten sich die Befragten hingegen deutlich zurückhaltender. 70% verweigern die Weitergabe ihrer Daten an Privatunternehmen zu Marketingzwecken.
Bezüglich der Nutzung der Gesundheitsdaten genießt der Hausarzt das größte Vertrauen (bei 88% der Befragten), vor den Krankenhäusern (74%) und den Apotheken (71%).
Mehr als die Hälfte aller Belgierinnen und Belgier, vor allem die Befragten der Wallonie und diejenigen mit den besten Internetkenntnissen, weiß, dass der Zugang zu den eigenen Gesundheitsinformationen jederzeit verweigert werden kann. 4% der Befragten haben dies übrigens bereits getan, um ihre Privatsphäre zu schützen, weil sie den Verwendungszweck nicht kennen oder weil sie kein Vertrauen haben.
Veröffentlichung
Um den Fragen im Gesundheitsbereich noch weiter nachzugehen, hat die König-Baudouin-Stiftung die Broschüre ‘Prenez soin de vos données’. Die Veröffentlichung basiert auf den Fragen der Bürgerinnen und Bürger: Wofür können die Gesundheitsdaten nützlich sein? Wer benutzt meine Daten und zu welchem Zweck? Welche Risiken gibt es? Welche Barrieren garantieren die Vertraulichkeit und wie sehen die Ansätze der Zukunft aus? ... Dort werden auch die Ergebnisse der Studie über das Wissen und das Vertrauen der Belgierinnen und Belgier zu ihren Gesundheitsdaten ausgewertet.
Sie können die Broschüre über den folgenden Link kostenlos herunterladen und einsehen.