Überschwemmungen, ein Jahr danach: Solidarität in der Region Verviers
„Kleinvieh macht auch Mist“. Dieses Sprichwort trifft insbesondere auf lokaler Ebene immer wieder zu. Dank einer Solidaritätsaktion, die unmittelbar nach den Überschwemmungen im Sommer 2021 entstand und von der König-Baudouin-Stiftung ermöglicht wurde, konnte 39 von der schrecklichen Naturkatastrophe heimgesuchten Familien in den Städten Verviers und Trooz geholfen werden. Ferner wurden oder werden noch 30 Kunstwerke aus den Sammlungen des „Museums für Schöne Künste und Keramik“ (Musée des Beaux-Arts et de la Céramique) in Verviers aufwändig restauriert.
Die Überschwemmungen im Sommer 2021 hinterließen bei vielen Bürgern einen bleibenden Eindruck; doch die Menschen zögerten keinen Augenblick und krempelten die Ärmel sofort hoch, um den direkt Betroffenen zu helfen. So auch Laurence Lenne, eine auf alte Keramik spezialisierte Antiquitätenhändlerin, die von Caroline Henry, der Konservatorin des „Museums für Schöne Künste und Keramik“ (Musée des Beaux-Arts et de la Céramique) in Verviers, angesprochen wurde. Auf ihre Initiative hin wurde im August 2021 im Rahmen der König-Baudouin-Stiftung der Fonds „Solidarité Quartier des Musées de Verviers“ ins Leben gerufen. Mit einem doppelten Ziel: den Katastrophenopfern im Museumsviertel von Verviers einerseits zu helfen und andererseits die Restaurierung von Werken aus den Sammlungen der Museen zu unterstützen, die durch die Wassermassen beschädigt wurden. Heute ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen: Innerhalb eines Jahres sammelte der Fonds - der heute geschlossen wurde - dank des Engagements von Philanthropen fast 30.000 Euro an Spenden, die vollständig, gemäß den Zielsetzungen des Fonds eingesetzt wurden. Eine großartige Geschichte, die zeigt, dass es möglich ist, mit relativ geringen Mitteln vor Ort etwas Großes zu bewirken.
Helfen wo Not am größten ist
„Von Beginn an wurde beschlossen, 75 % der Spenden für den sozialen Aktionsplan des Fonds zu verwenden, d.h. für die direkte Unterstützung von Flutopfern", erklärt Laurence Lenne. Mit einem Betrag von über 22.000 Euro wurde somit 39 von der Flutkatastrophe heimgesuchten Familien geholfen. „Die Hilfe bestand hauptsächlich aus dem Kauf und der Lieferung neuer Haushaltsgeräte, damit diese Familien wieder ein würdiges und 'normales' Leben führen konnten. Insgesamt wurde der Fonds für die Anschaffung von 56 Geräten (Kühlschränke, Waschmaschinen, Mikrowellen...) eingesetzt. Des Weiteren floss das Geld in den Kauf eines Wohnzimmers für eine Familie mit nur einem Elternteil sowie einer Reihe von paramedizinischen Gütern des täglichen Bedarfs für ein älteres, behindertes Ehepaar. All diese Menschen hatten bei den Überschwemmungen alles verloren".
Zunächst konzentrierte sich die Hilfe auf das Museenviertel in Verviers, wurde aber im Februar 2022 geografisch ausgeweitet, so dass auch Flutopfern in der Stadt Trooz geholfen werden konnte. „Jeder Hilfsantrag wurde zudem von den Sozialdiensten - den ÖSHZ von Verviers und Trooz - abgesegnet", fügte Laurence Lenne hinzu.
Restaurierung von Kunstwerken
Die restlichen 25 %, immerhin rund 7.500 Euro, wurden für die Restaurierung von 30 Kunstwerken aus den Sammlungen des „Museums der Schönen Künste und der Keramik“ in Verviers bereitgestellt. „Viele Kunstwerke und Exponate waren durch das Wasser beschädigt worden: Keramiken waren zerbrochen, alte Restaurierungen hatten nachgegeben, feines und kostbares Steingut war verfärbt ...", kommentiert Caroline Henry. „Holzskulpturen saugten sich mit Wasser und Schlamm voll. Einige Werke blieben über 24 Stunden in dem mit verschiedenen Abfällen und Schadstoffen belasteten Wasser und wurden stark verschmutzt wieder geborgen. Es gab auch Schäden an den Polychromien".
Dank der finanziellen Mittel des Fonds wurden oder werden noch 15 Skulpturen aus der Zeit des Mittelalters bis zum 18. Jahrhundert (Holzstatuetten, Elfenbeinschnitzereien usw.) sowie 15 Keramikwerke (Vasen und Teller aus Steingut, Porzellanvasen usw.) restauriert. Laurence Lenne erklärt stolz: „Die Arbeiten wurden von belgischen Restauratoren bewerkstelligt! Wir haben sehr gute Restauratoren in Belgien; wir müssen diese Fachleute wertschätzen und somit auch das vorhandene belgische Know-how fördern."
Die restaurierten Werke können mit der Wiedereröffnung der Museen in Verviers ab Ende 2023 erneut bewundert werden.
Spendenbereitschaft erleichtern
Ob nach den Überschwemmungen im Sommer 2021, während der Covid-19-Pandemie oder zuletzt im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und der Energiekrise: Die König-Baudouin-Stiftung mobilisiert ihre philanthropischen Instrumente, ihr Fachwissen und ihre Netzwerke, um die Solidarität zu stärken, Spendenaufrufe zu erleichtern und über die transparente Zweckmäßigkeit ihrer Verwendung zu wachen. Der „Solidaritätsfonds Museenviertel Verviers“ ist demnach ein treffendes Beispiel für einen Solidaritätsfonds, der auf Initiative von Philanthropen eingerichtet wurde und von der FRB administrativ verwaltet wird.